Ein neues Studiengebiet!

Anfang Juni war es so weit. Wir (Sabine und Charel) mieteten uns einen Minibus von der Uni, packten alles Mögliche hinein was wir eventuell oben auf dem Berg für die Feldarbeit benötigen würden und machten uns auf den Weg nach Salzburg um dort John Parker zu treffen. John war bisher zuständig für die Beringung von Schneesperlingen auf der Großglockner Hochalpenstraße und wollte uns sein Projekt zeigen. 

© Charel Klein - Eine große Schneemauer entlang der Großglockner Hochalpenstraße.
© Charel Klein - Eine große Schneemauer entlang der Großglockner Hochalpenstraße.

Im Jahr 2021 fiel am Ende des Winters noch viel Schnee. Dies hatte zur Folge, dass im Tal bereits der Sommer angekommen war mit Temperaturen  über 30°C, doch oben auf dem Berg fanden wir deswegen noch reichlich Schnee vor. Dieser türmte sich entlang der Straße einige Meter in die Höhe und frostige Temperaturen erwarteten uns. 

In den ersten Tagen zeigte uns John vor allem das Studiengebiet. Er zeigte uns dabei jeden bekannten Brutplatz der Schneesperlinge in Nistkästen. Diese Nistkästen wurden an 12 Gebäuden entlang der Straße im Jahr 2003 installiert.

Diese Brutmöglichkeiten sind sekundäre Optionen für die Vögel, die ansonsten bevorzugt in Felsspalten oder -Höhlen brüten. Eine Brut in einem Nistkasten an einem Gebäude ermöglicht es den Vögel jedoch, dass sie vermutlich näher an den Orten sind, wo sie ihr Futter suchen, somit weniger Strecke zurücklegen müssen und weniger Aufwand haben.  Für uns Forscher hat es zudem den Vorteil, dass die Vögel einfacherer zu untersuchen sind. Alternativ können diese Vögel auch in Skiliftmasten brüten. Diese sind jedoch selten zugänglich für uns und erste Ergebnisse unser Untersuchungen zeigen, dass diese Brutplätze starke Temperaturschwankungen aufzeigen, mit noch unklaren Folgen für die Küken.

Die ersten Tage nutzen wir zudem zum Akklimatisieren. Die Forschungsstation liegt etwa auf 2230 m ü.N.N und die Straße führt noch weiter hoch auf 2571 m ü.N.N. Schwere Lasten tragen, wie zum Beispiel eine Leiter oder Hangaufwärts rennen merkt man oben schneller, vor allem wenn man es nicht so gewohnt ist in Bergen unterwegs zu sein. Aus diesem Grund waren die ersten zwei Tage eher gemütlich mit vielen kleinen Wanderungen und Besichtigungen der Nistkästen an den Gebäuden. 

An jedem Ort mit gutem Ausblick machten wir zudem kurz einen Stopp und machten Fotos von der Landschaft. Neben dem Aspekt das ganze schön festzuhalten, nutzen wir auch die Fotos, um die Mengen an Schnee zu schätzen, bzw. die Fotos mit späteren Fotos zu vergleichen, um festzustellen, wie viel Schnee in welcher Zeit weggeschmolzen ist. Die ersten freien Flächen waren bereits feststellbar und die ersten Frühblüher zeigten sich bereits.

© Charel Klein - Beringung eines Schneesperlings.
© Charel Klein - Beringung eines Schneesperlings.

Nach unserer Schonfrist haben wir aber direkt mit der Feldarbeit begonnen. Im Feld sahen wir bereits die ersten Schneesperlinge und freuten uns schon darauf uns intensiver mit dieser Art zu beschäftigen.

Bei der Besichtigung eines Nistkastens beobachten wir immer zuerst, ob dieser besetzt war. War dies der Fall versuchten wir den Altvogel zu fangen. Hatten wir Erfolg, wurde der Vogel beringt und wurde vermessen (z.B.: Flügelgröße, Gewicht, etc.). Als Ring bekam der Vogel einen Aluminiumring von der österreichischen Vogelwarte (AOC) mit individueller Nummer, also eine persönlichen ID für den Vogel  damit wir bei einem Wiederfang oder Wiedersichtung zurordnen können von woher wir den Vogel kennen, bzw. welche Geschichte der Vogel hat. Zudem bekam der Vogel einen zweiten Ring auf die andere Beinseite, der nur eine Farbe hatte (ohne Code) und somit John direkt anzeigte aus welchem Jahr der Vogel stammte. Die Beringung erfolgte immer etwas abseits des Brutplatzes, in diesem Fall in unserem Minibus. 

Nachdem der Altvogel fertig war oder falls keiner Vorhanden war, wurde überprüft ob der Nistkasten besetzt war, bzw. ob bereits Eier drin liegen oder sogar schon Küken geschlüpft sind. Waren bereits Küken vorhanden, wurde das Alter geschätzt und ausgerechnet wann der geeignete Zeitpunkt für eine Beringung der Küken ist. Ideal ist dafür ab dem 15 - 20 Lebenstag.

Während der eine keinen einziges Insekt vorfand, konnte der andere eins nach dem anderen innerhalb einer kurzen Zeit herausziehen. Dies deutet wahrscheinlich drauf hin dass sehr viele Faktoren Einfluss haben wo sie das geeignete Futter für die Schneesperlinge befindet und die genau wissen wo sie suchen müssen.


© Charel Klein - Der Frühling kommt!
© Charel Klein - Der Frühling kommt!

Außerdem nahmen noch die Höhe der Vegetation auf und versuchten aufzunehmen, ob es möglich ist zu protokollieren wie oft die Altvögel den Nistkasten anfliegen um die Küken zu füttern, bzw. mit wie viel Futter die Vögel jeweils ankommen oder sogar aufzunehmen welches Futter gebracht wird.

Nach zwei Wochen Aufenthalt merkten wir aber auch langsam dass der Frühling unterwegs ist. Der Schnee wurde immer weniger, die Tiere wurde aktiver, ein Blütenmeer erstreckte sich über die Berghänge und es summte überall wegen den Insekten.

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